Die Ge 6/6II war eine sechsachsige Elektrolokomotive der meterspurigen Rhätischen Bahn für den schweren Schnellzug- und Güterverkehr. Ihre sechs Achsen waren auf drei Drehgestelle verteilt und der Wagenkasten war in zwei Teile geteilt, um enge Kurvenfahrten zu ermöglichen. Die beiden äußeren Drehgestelle und die Fahrmotoren waren identisch mit denen der Ge 4/4I. Mit einer Stundenleistung von 1.764 kW und einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h konnte sie 280 Tonnen bei 3,5 Prozent und 205 Tonnen bei 4,5 Prozent befördern.
Die ersten beiden wurden 1958 gebaut, fünf weitere folgten 1965. Sie erhielten die Nummern 701 bis 707 und wurden nach Städten und Dörfern im RhB-Netz benannt, wobei die 701 eine Ausnahme bildete und den Namen „Raetia“ trug. Die Übergangstüren an den Stirnseiten der ersten beiden Lokomotiven wurden in den späten sechziger Jahren zugeschweißt. Ihre ursprüngliche grüne Lackierung wurde ab 1985 in Rot geändert. Im Jahr 1998 erhielten sie einarmige Stromabnehmer.
In der ersten Hälfte ihrer Laufbahn wurden sie im Schnellzugdienst auf dem größten Teil des RhB-Netzes eingesetzt, mit Ausnahme der Arosa- und Berninabahn, die mit Gleichstrom elektrifiziert waren. Mit der Einführung der Ge 4/4III im Jahr 1993 wurden sie im Güterverkehr eingesetzt. Alle wurden 2020 und 2021 ausgemustert. Die 702 ist heute im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern ausgestellt. Vier wurden bereits verschrottet, zwei warten auf ihre Erhaltung.